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20. Schweizer Sonderabfalltag: Das waren die wichtigsten Themen

Rund 150 Personen aus Gewerbe, Industrie und Behörden trafen sich am 6. Juni 2023 im Hotel Arte zur Jubiläumsausgabe des 20. Schweizer Sonderabfalltages. Über diese Themen wurde referiert.
Schweizer Sonderabfalltag 2023: Die Referate konnten auch via Live-Stream mitverfolgt werden. (Bild: Ecoserve)

Rund 150 Personen aus Gewerbe, Industrie und Behörden trafen sich am 6. Juni 2023 im Hotel Arte zur Jubiläumsausgabe des 20. Schweizer Sonderabfalltages. Über diese Themen wurde referiert.

Wie jedes Jahr bot der Schweizer Sonderabfalltag Gelegenheit zum Auffrischen bestehender Beziehungen und Knüpfen neuer Kontakte. Dieter Zaugg, Inhaber der Tagungsveranstalterin EcoServe International AG, eröffnete die Tagung, deren Fokus mitunter auf der schnell fortschreitenden Digitalisierung lag.

Batterierecycling

Philipp Rädecker von Batrec gab in seinem Vortrag einen Einblick in die Herausforderungen hinsichtlich der Metallurgie beim Recycling von Batterien. Ein grosses Problem ist das Fehlen eines einheitlichen Labels, das aufzeigt, welche Zellchemie eine Batterie enthält. Dies würde das Verfahren zur Verwertung erleichtern, denn heute wird nach den Erfahrungswerten der Mitarbeiter «sortiert» und dem Recyclingverfahren zugeteilt.

Alkalibatterien werden in einem Schmelzprozess rezykliert wohingegen Lithiumbatterien, einer mechanischen Separation unterzogen werden. Da bei diesem Prozess gesundheitsgefährdende Stäube aus Cobaltoxiden und Nickeloxiden entstehen, wird diese Arbeit in der neuen Aufbereitungsanlage von Batrec automatisiert durchgeführt.

Phosphorrecycling

Sibylla Hardmeier vom Bundesamt für Umwelt zeigte in ihrem Referat auf, warum das Phosphorrecycling in Angriff genommen wird und beschrieb die unterschiedlichen Verfahren bei der Rückgewinnung. Phosphor ist zum einen ein essenzielles Element für jedes Lebewesen, ein wesentlicher Bestandteil der Nahrungsmittelversorgung und ein wichtiger Bestandteil von Dünger. Allerdings sind die weltweiten Reserven an natürlichem Phosphor nicht unendlich und die Schweiz hat selbst keine Phosphorvorkommen. Es müssen also 100 Prozent des Bedarfs importiert werden.

Die Rückgewinnung soll künftig aber aus Klärschlamm sowie Tier- und Knochenmehl erfolgen. In den drei in der Schweiz geplanten Anlagen sollen zwei unterschiedliche Verfahren zur Anwendung kommen. Durch Extraktion von Klärschlammasche wird Phosphorsäure für die Düngerproduktion bzw. den Direktvertrieb (techn. Phosphorsäure) hergestellt. Im zweiten Verfahren wird durch einen nasschemischen Aufschluss (mit Phosphorsäure aus dem ersten Verfahren) von Klärschlamm-, Tier- und Knochenmehlasche Phosphordünger hergestellt. Man darf gespannt sein, wie sich das Ganze in der Praxis entwickelt und wie sich die Kosten im Vergleich zum importierten Phosphor verhalten werden – was ein grosses Thema in der anschliessenden Diskussionsrunde war.

Kunststoffrecycling

Ein weiteres spannendes Verfahren wurde von Burkart Schulte der ReSet GmbH aufgezeigt. Das Verfahren der Verölung von Kunststoffen (Polypropylen und Polyethylen) scheint sehr einfach und praktikabel zu sein. Abfallmaterial wird in einem Verdampfer auf ca. 400 Grad erhitzt. Der entstehende Öldampf wird anschliessend in einem Kondensator abgekühlt und das entstandene Öl aufgefangen. Der nicht-kondensierte Dampf wird durch einen Gasfilter in einen Zündstrahlmotor geleitetet, wodurch Strom generiert werden kann. In sich ist somit auch die ganze Anlage autark. Das verwendete Abfallmaterial kann vielfältig sein. Einsetzbar sind Schwimmschichten (schwimmender Abfall auf Gewässer), Verbundstoffe (z. B. Metall oder Kunststoffe), medizinische Abfälle und auch mit organischen Bestandteilen verunreinigte Kunststoffabfälle. Das gewonnene Öl kann dann wiederum als Rohmaterial bei der Kunststoffproduktion eingesetzt werden. Weiter kann mit dem Verfahren aber auch Brennstoff in Form von Biokoks, durch thermische Carbonisierung der organischen Anteile von Abfällen, hergestellt werden.

Sonderabfallbehandlung und Rohstoffwirtschaft

Franz Christ, seinerseits Mitglied in der Fachkommission Sonderabfall des VBSA, zeigte in seinem Referat die Arbeit der Kommission und auf welchen Grundwerten und Grundsätzen die Sonderabfallbehandlung erfolgt. Weiter erläuterte er die Herausforderungen im Umgang mit Sonderabfällen am Beispiel der Thommen-Furler Group.

Patrik Geisselhardt, Geschäftsführer des Vereins OdA Abfall- und Rohstoffwirtschaft, gab den Teilnehmenden einen Einblick in die Tätigkeit des Vereins und machte darauf aufmerksam, wie wichtig eine gute Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden sei. Diese hat dem Stand der Technik zu entsprechen und die Inhaber von Anlagen müssen sicherstellen, dass sie selbst und auch das Personal die erforderlichen Fachkenntnisse vorweisen können. Die OdA hat zusammen mit dem Cercle Déchets eine Branchenvereinbarung aufgesetzt, welche sicherstellt, dass die entsprechenden Bildungsangebote koordiniert und deren Qualität garantiert werden. Ein weiteres Ziel ist die gemeinsame Definition der Ausbildungsanforderungen an das Personal von Abfallanlagen.

Wegweiser

Sämtliche Referate und Eindrücke zur Veranstaltung finden Sie auf: www.ecoserve.ch.

Der nächste Sonderabfalltag findet am Dienstag, 4. Juni 2024 statt. Vorschläge oder Inputs zu Referaten können an info@ecoserve.ch zugestellt werden.


Ernst Winkler, Inhaber der Ernst Winkler Gefahrgutberatung, zeigte in seinem ausführlichen Referat die wichtigsten Änderungen des ADR 2023 (Internationales Übereinkommen über die Beförderung von gefährlichen Gütern auf Strassen) hinsichtlich gefährlicher Abfälle auf.

Praxisbeispiel SBB

Einen spannenden Praxisvortrag entführte die Teilnehmer in die Entsorgungswelt der SBB. Mit über 400 Standorten und gut 19’000 Tonnen Sonderabfällen im Jahr ist die Entsorgungslogistik der Bundesbahnen nicht ganz einfach. Für die effiziente und einheitliche Abwicklung der Entsorgungsaufträge wurde ein elektronisches Meldetool eingeführt.

Die Fachführung obliegt seit 2014 dem Kompetenzzentrum Entsorgung, welches aus elf Fachspezialisten besteht. Das Kompetenzzentrum ist die interne Anlaufstelle für Entsorgungfragen und trägt unter anderem die Verantwortung der Mitarbeiterschulungen im Entsorgungsbereich wie auch für das betriebseigene Recyclingcenter, wo beispielsweise Fahrleitungsmaterial für die Wiederverwendung aufbereitet wird.

Migration UVEK-Portal

Seit Mitte 2021 läuft die schrittweise Migration der Plattform «veva-online» in das Portal «Abfall und Rohstoffe» des eGov UVEK. Nachdem 2022 die Umstellung hauptsächlich aus Sicht von Bund und Kantonen vorgestellt wurde, konnten die Teilnehmenden dieses Jahr mehr über die Funktionalitäten aus Sicht der betrieblichen Anwender erfahren. Benny Irniger von EcoServe zeigte die wichtigsten Anwendungen aber auch die Herausforderungen bei der Bedienung des neuen Portals und der aktuell etwas umständliche Parallelbetrieb der beiden Online-Plattformen.

www.ecoserve.ch

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