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Seit 70 Jahren vermutet, jetzt nachgewiesen

Ein Team an der Technischen Universität Chemnitz hat erstmals eine chemische Verbindung nachgewiesen, die lange gesucht worden ist. Mit der «neutralen homoaromatischen Verbindung» werden neue Forschungsfelder in der Biomedizin eröffnet.
Durch die Bestrahlung mit Licht konnte das Forschungsteam nachweisen, dass die neuen homoaromatischen Moleküle auch als Photoschalter reagieren. (Bild: Jacob Müller, TU Chemnitz)

Ein Team an der Technischen Universität Chemnitz hat erstmals eine chemische Verbindung nachgewiesen, die lange gesucht worden ist. Mit der «neutralen homoaromatischen Verbindung» werden neue Forschungsfelder in der Biomedizin eröffnet.

In der Fachzeitschrift Nature Chemistry berichten Prof. Dr. Johannes Teichert, Inhaber der Professur organische Chemie an der Technischen Universität Chemnitz, sein Wissenschaftlicher Mitarbeiter Trung Tran Ngoc sowie weitere Beteiligte über eine sogenannte «neutrale homoaromatische Verbindung».

Die Erkenntnisse sind ein Meilenstein für die organische Chemie, denn seit mehr als 70 Jahren haben Chemikerinnen und Chemiker lediglich die Existenz dieser Molekülklasse theoretisch vermutet. Der praktische Nachweis fehlte bislang. Die von Teichert und seinem Team nun hergestellten homoaromatischen Moleküle können zum Beispiel als «Ersatzbausteine» für klassische aromatische Moleküle genutzt werden. Damit ergeben sich ganz neue Kombinationsmöglichkeiten und damit auch Ansätze, um zum Beispiel neue Materialien oder Wirkstoffe in der Medizin zu entwickeln.

Prof. Dr. Johannes Teichert von der TU Chemnitz wies erstmals neutrale homoaromatische Verbindungen nach. (Bild: Jacob Müller, TU Chemnitz)

«Mit dieser bahnbrechenden Entdeckung konnten wir ein fundamentales Problem der Chemie lösen und an der TU Chemnitz erstmals nachweisen, dass es die lange angenommenen aber nie nachgewiesenen neutralen homoaromatischen Verbindungen in der organischen Chemie überhaupt gibt», erklärt Teichert. «Das ist nicht weniger als ein Durchbruch für die organische Chemie – auch, weil wir diese Verbindungen zum ersten Mal mit ihren individuellen Eigenschaften charakterisiert haben», fährt Teichert fort.

Erstmals stabil hergestellt und gezielt veränderbar

Während klassische aromatische Moleküle mit ihrem cyclischen Aufbau durch eine kreisförmige Bewegung der Elektronen gekennzeichnet sind, ist dieser Ring bei homoaromatischen Verbindungen unterbrochen.

Werden jedoch die reaktiven Enden des Moleküls in einer exakten Geometrie gehalten, baut sich die Kreisbewegung der Elektronen auch ohne eine «echte» Bindung auf. Diese Verbindung der Moleküle jenseits einer klassischen chemischen Bindung sei eine besondere Eigenschaft der von Teichert und seinem Team hergestellten Homoaromaten. «Damit können wir nun zum ersten Mal die molekularen Wechselwirkungen innerhalb der homoaromatischen Verbindungen erforschen und vor allem systematisch verändern», fügt Teicherts Mitarbeiter Trung Tran Ngoc hinzu. «Durch die Stabilität der Verbindung können wir das Konzept der Homoaromatizität nun intensiv erforschen und so auch besser verstehen», ergänzt Teichert.

Neue «Photoschalter» ermöglichen neue Forschungswege

Mit der Entdeckung dieser neuen Form chemischer Verbindungen geht auch ein neuer Typ photochemischer Schalter einher. Sogenannte «Photoschalter» spielen unter anderen in der Medizin und Biomedizin eine wichtige Rolle. Durch diese Schalter können zum Beispiel Wirkstoffe im menschlichen Körper gezielt von aussen durch Licht angeregt und so deren Wirkung an Ort und Stelle aktiviert und untersucht werden.

Matthias Fejes, TU Chemnitz

www.tu-chemnitz.de

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