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Antibiotika-resistente Bakterien mit «Plan B» bekämpfen

Ein Zürcher Unternehmen entwickelt eine nicht-pharmazeutische Therapie zur Behandlung antibiotika-resistenter Bakterien. Das Ziel: Die Anzahl Todesfälle in Spitälern nach nosokomialen (schwer behandelbarer) Infektionen signifikant reduzieren. Die Technologie soll nicht nur als Alternative zum derzeitigen Plan A (den Antibiotika) bilden, sondern künftig auch als genereller Ansatz zur Behandlung resistenter Bakterien funktionieren.
Ein Vorteil der «Plan B»-Technologie: Bestehende MRI-Räume und Personal können für den Betrieb der benötigten Geräte genutzt werden. (Bild: MedScienceSwiss)

Ein Zürcher Unternehmen entwickelt eine nicht-pharmazeutische Therapie zur Behandlung antibiotika-resistenter Bakterien. Das Ziel: Die Anzahl Todesfälle in Spitälern nach nosokomialen (schwer behandelbarer) Infektionen signifikant reduzieren. Die Technologie soll nicht nur als Alternative zum derzeitigen Plan A (den Antibiotika) bilden, sondern künftig auch als genereller Ansatz zur Behandlung resistenter Bakterien funktionieren.

Auf den Intensivstationen ereignen sich zu viele Todesfälle durch multiresistente Bakterien. Die Multiresistenz nimmt jedes Jahr zu. Erreger mit Mehrfachresistenzen gegen Antibiotika (multiresistente Erreger, MRE) sind Bakterien, gegen die die meisten Antibiotika unwirksam geworden sind. Insgesamt wird weltweit von drei Millionen Opfern nosokomialer Infektionen gesprochen. Die MedScienceSwiss AG ist bestrebt, diese Resistenzen mit einer neuartigen Therapie zu bekämpfen.

Erst wird die Oberfläche der Bakterien geschädigt

Die Behandlung von Bakterien mit modulierten hochenergetischen elektromagnetischen Feldern ermöglicht auch die Eliminierung multiresistenter Keime. Studien von MedScienceSwiss haben gezeigt, dass die neue Methode die Oberfläche der Bakterien schädigt und dann zu ihrer Zerstörung führt, sodass diese sich auch nicht mehr vermehren können. Während des ganzen Prozesses bleibt das menschliche Gewebe unbeeinträchtigt. Die Forschenden gehen davon aus, dass der Membranbestandteil der Bakterien (Peptidoglykan), der im menschlichen Körper nicht vorkommt, an diesem Prozess beteiligt ist.

Da der Einsatz elektromagnetischer Felder keine Chemikalien und toxischen Verbindungen erfordert, eröffnet das Verfahren der Zürcher eine neue Möglichkeit, nosokomiale Infektionen ohne den Zusatz von Antibiotika oder anderen chemischen Substanzen zu behandeln. Im Gegensatz zum pharmazeutischen Ansatz können Krankheitserreger keine Resistenz gegen die elektromagnetischen Felder entwickeln. Folglich ist jede Behandlung im Vergleich zum antibiotischen Ansatz effektiver, nebenwirkungsfrei und kostengünstiger. Die Therapie soll in Zukunft sowohl in Industrieländern als auch in Entwicklungsländern eingesetzt werden.

Eliminationsraten der relevanten Keime (Grafik: MedSciencesSwiss).

Mit dem pharmazeutischen Ansatz verbundene Probleme – wie die Unterbrechung der Kühlkette oder Produktionsengpässe – sind für die Geräte und Methode von MedScienceSwiss irrelevant. Die modulierten Hochenergiefelder sind in der Lage, alle Arten von Gewebe (Muskulatur, Fett-, Hirn- und Bindegewebe) sowie Blut zu durchdringen. Ebenso Biofilme jeglicher Dicke. Dass das Geschlecht des Menschen beim als «Plan B» bezeichneten Verfahren keine Rolle spielt, haben Studien der Forschenden bereits gezeigt. So gab es keine Geschlechtsspezifität bei der Verwendung von Modellen mit gesunden weiblichen Brustdrüsenzellen und gesunden männlichen Bronchialzellen.

Die Tests wurden nicht nur mit der Fluoreszenzmikroskopie beurteilt, sondern mit den FDA-zertifizierten Geräten von Thermofisher mit entsprechenden Tests für Membranintegrität und Zellmetabolismus. Die Resultate sind zertifiziert und zeigen gegenüber den Kontrollzellen keine Veränderung. Das bedeutet, dass die menschlichen Zellen keinen Schaden nehmen durch die Behandlung mit den elektromagnetischen Feldern, obwohl damit gleichzeitig die krankmachenden Bakterien eliminiert werden. Um zur Marktreife zu gelangen, sind für die Anwendung an Patientinnen und Patienten noch Tierversuche nötig. Deren Anzahl kann aber eingeschränkt werden, wenn Modelle für Biofilme eingesetzt werden.

Mit Fluoreszenz Lebensfähigkeit bestimmt

Eine Untersuchung der Toleranz von elektromagnetischen Feldern auf menschliche Brustepithelzellen (HMEpiC) und menschliche Bronchialepithelzellen (HBEpiC), hat ergeben, dass diese keinen Vitalitätsverlust erlitten. Die Bewertung erfolgte zum einen durch Fluoreszenzmikroskopie und zum anderen durch Vitalitätstests mit dem Mikroplatten-Assay «Prestoblue» sowie dem «Live/Dead Viability/Cytotoxicity»-Assay Kit. Dabei handelt es sich um einen zweifarbigen Fluoreszenz-Assay, der gleichzeitig lebende und tote Zellen identifiziert.

Die behandelten Bronchial- und Mammilarzellen zeigen im Vergleich zu unbehandelten Kontrollzellen keinen erhöhten Verlust an Lebensfähigkeit (siehe Grafik). Beschädigte und nicht lebensfähige Zellen haben eine geringere inhärente Stoffwechselaktivität und erzeugen daher ein proportional geringeres Signal als gesunde Zellen.

Die Versuche am Biofilm-Modell und die geforderten Tierversuche wird das 2020 gegründete Unternehmen im Laufe von 2025 durchführen. Auch die Entwicklung der Leistungselektronik ist weit vorangeschritten, eine Zulassung soll anschliessend beantragt werden.

Dr. med. Pierre Vollenweider
Gründer und Geschäftsführer der MedScienceSwiss AG
Regina Rufener
Zellbiologin bei der MedScienceSwiss AG

www.medscienceswiss.com 

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