Nach langjähriger Forschung ist es Mibelle, Lanzatech und dem Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) gelungen: Mithilfe moderner Biotechnologie wird aus CO₂ ein palmölfreies Fett gewonnen. Dadurch soll Palmöl in Kosmetik und vielen anderen Produkten des täglichen Lebens ersetzt werden.
Palmöl ist aufgrund des hohen Ertrags der Ölpalme, seiner langen Haltbarkeit und seiner Hitzebeständigkeit ein unverzichtbarer Rohstoff für die Industrie. Ob in Lebensmitteln, Kosmetikprodukten, Reinigungsmitteln oder Biokraftstoffen – Palmöl ist in vielen Produkten enthalten, die wir täglich verwenden.
Für den Anbau von Palmöl werden jedoch immer grössere Teile der Regenwälder abgeholzt. Dadurch werden viele Tier- und Pflanzenarten bedroht und grosse Mengen an gespeichertem CO₂ freigesetzt. Palmöl aus zertifiziertem Anbau stellt sicher, dass der Rohstoff aus nachhaltig bewirtschafteten Quellen stammt. Doch nachhaltiger Palmölanbau kann den wachsenden Bedarf der Industrie langfristig nicht decken. Es braucht neue Lösungsansätze für die Zukunft.
Eine neuartige Technologie
Beim komplett neuen Lösungsansatz wird durch die Kombination zweier aufeinanderfolgender Fermentationsprozesse das Treibhausgas zu einer palmölfreien Fettmischung umgewandelt. Diese ähnelt mit ihrer Zusammensetzung dem Palmöl so sehr, dass sie zukünftig tropische Öle in zahlreichen Anwendungen ersetzen kann.
Im ersten Schritt wird das Gas, das als CO2 ausgestossen worden wäre, mithilfe des von Lanzatech entwickelten Gasfermentationsprozesses biotechnologisch zu Alkohol umgewandelt. Ein Prozess, der mit dem Bierbrauen vergleichbar ist. Nur dass hier als Ausgangsmaterial CO2 anstelle von Getreide verwendet wird.
Im zweiten Fermentationsverfahren, das massgeblich vom Fraunhofer IGB entwickelt wurde, wird der aus CO2 hergestellte Alkohol von spezialisierten Öl-Hefen in die gewünschten Fette umgewandelt. Bei beiden Fermentationen werden nur natürlich vorkommende und nicht genveränderte Mikroorganismen eingesetzt.
Das Endprodukt: ein vielseitig einsetzbares Fett von hoher Qualität, 100 Prozent palmölfrei und natürlich. Zudem besitzt es herausragende pflegende Eigenschaften, ein wichtiges Merkmal für kosmetische Produkte. «Diese Innovation ist ein Meilenstein für die Kosmetikindustrie. Damit setzen wir neue Massstäbe für die gesamte Branche», so Peter Müller, CEO der Mibelle Group.
Vom Prototyp zur Marktreife
Nach erfolgreichen Versuchen im Labor des Fraunhofer IGB und vielversprechenden Anwendungstests in den Labors der Mibelle Group starten die Partner jetzt mit der Herstellung der palmölähnlichen Fettmischung im Kilogramm-Massstab. Hierzu werden die Fermentationsprozesse am Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse (CBP) in Leuna (D), einem Institutsteil des Fraunhofer IGB, schrittweise in einen grösseren Maßstab übertragen.
«Nach erfolgreicher Forschung im Labor konnten wir nun mit der Entwicklung des Pilotprozesses beginnen», freut sich Susanne Heldmaier, Leiterin Research & Technical Innovation bei der Mibelle Group. «Dies ist der wichtige nächste Schritt, an dessen Ende wir erste Mengen eines hochwertigen Fettes vorliegen haben. Dieses ermöglicht uns, Kosmetikprodukte zu entwickeln, die nicht nur einen Schutz für unsere Haut bieten, sondern auch zum Schutz der Umwelt beitragen. In Zukunft hoffen wir, mit Unterstützung unserer Rohstofflieferanten, immer mehr palmölbasierte Rohstoffe auf diese nachhaltige Lösung umstellen zu können.» Durch die neue Technologie leisten die drei Akteure einen Beitrag, um langfristig die Abholzung der Regenwälder zu reduzieren und eine nachhaltige Wertschöpfungskette aufzubauen.