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Neues Design für Chemikalienschutzanzüge

Ein neu entwickeltes Konzept für Chemikalienschutzanzüge soll den Einsatz für den Träger oder die Trägerin komfortabler und sicherer machen. Neue Materialien und ein optimiertes Design erhöhen den Tragekomfort, integrierte Sensorik überwacht die Vitalfunktionen.
Arbeitsschutz 4.0: Künftige CSA sollen nicht nur bequemer, sondern auch mit Sensorik ausgestattet sein. (Bild: DITF)

Ein neu entwickeltes Konzept für Chemikalienschutzanzüge soll den Einsatz für den Träger oder die Trägerin komfortabler und sicherer machen. Neue Materialien und ein optimiertes Design erhöhen den Tragekomfort, integrierte Sensorik überwacht die Vitalfunktionen.

Chemikalienschutzanzüge (CSA) schützen Menschen vor körperlichem Kontakt mit chemischen, biologischen oder radioaktiven Stoffen. Doch mit integriertem Atemgerät, Kopfschutz und Tragegestell wiegen herkömmliche Anzüge gerne 25 Kilogramm. Der Aufbau aus einem mehrfach beschichteten Gewebe macht die CSA steif und schränkt die Bewegungsfreiheit erheblich ein. Die Einsatzkräfte sind dadurch einer starken physischen Belastung ausgesetzt. Aus diesem Grund ist die gesamte Einsatzdauer bei Verwendung eines CSA auf 30 Minuten beschränkt.

Ein Verbundvorhaben mit verschiedenen Firmen, Instituten und Berufsfeuerwehren arbeitet derzeit daran, sowohl den textilen Materialverbund als auch die Hartkomponenten und Verbindungselemente dazwischen neu zu gestalten. Das Ziel: Ein sogenannter «AgiCSA», der für die Einsatzkräfte aufgrund der leichteren und flexibleren Konstruktion deutlich mehr Komfort bietet. Im Teilvorhaben der Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung DITF entwickelt ein Forschungsteam einen körpernahen Anzug, der besser individuell angepasst werden kann. Darüber hinaus werden in das Material Sensoren integriert, mit denen wichtige Körperfunktionen der Einsatzkraft überwacht werden.

Elastische Maschenware

Soll ein chemikalien- und gasdichter Anzug, der relativ eng am Körper anliegt, konstruiert werden, muss man sich vom bisherigen Konzept mit Geweben als textilem Grundmaterial lösen und in Richtung elastischer Maschenwaren denken. Bei der Umsetzung dieser Idee kamen den Forscherinnen und Forschern neuere Entwicklungen im Bereich der Maschentechnologie in Form von Abstandsgewirken zu Hilfe. Durch die Verwendung von Abstandstextilien lassen sich viele Anforderungen erfüllen, die an das Grundsubstrat gestellt werden.

Abstandstextilien weisen eine voluminöse, elastische Struktur auf. Aus einer Vielzahl verwendbarer Fasertypen und dreidimensionaler Konstruktionsmerkmale wurde für den neuen CSA ein drei Millimeter dickes Abstandstextil aus einem Polyester-Polfaden und einer flammhemmenden Fasermischung aus Aramid und Viskose ausgewählt. Dieses Textil wird beidseitig mit Fluor- bzw. Butylkautschuk beschichtet. Dadurch erhält es eine Barrierefunktion, die das Eindringen giftiger Flüssigkeiten und Gase verhindert. Die Beschichtung erfolgt durch ein neu entwickeltes Sprühverfahren am fertig konfektionierten Anzug. Der Vorteil dieses Verfahrens: Im Gegensatz zum bisher üblichen Beschichtungsprozess bleibt die gewünschte Elastizität des Anzugs erhalten.

Gasdichter Reissverschluss

Eine weitere Neuheit ist die Integration eines schräg verlaufenden Reissverschlusses, der das An- und Ausziehen des Schutzanzugs erleichtert. Während dies bislang nur mit der Hilfe einer anderen Person möglich war, kann der neue Anzug prinzipiell von der Einsatzkraft alleine angelegt werden. Vorbild für das neue Design sind moderne Trockenanzüge mit schräg verlaufendem, gasdichtem Reissverschluss.

In den neuen CSA sind zudem Sensoren integriert, welche die Übertragung und Überwachung der Vital- und Umgebungsdaten der Einsatzkraft wie auch deren Ortung via GPS-Daten erlaubt. Diese Zusatzfunktionen unterstützen die Einsatzsicherheit erheblich. Was die Hartkomponenten betrifft, also den Helm sowie die Rückentrage für die Pressluftversorgung, kommen leichte, carbonfaser-verstärkte Verbundmaterialien zum Einsatz. Erste Demonstratoren der Chemikalienschutzanzüge sind verfügbar, sollen aber noch auf Herz und Nieren geprüft werden.

www.ditf.de

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