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Antibiotikaverbrauch im ersten Pandemiejahr massiv angestiegen

Antibiotika nützen nichts gegen Viren, auch nicht gegen das Coronavirus. Dennoch verschrieben Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz im ersten Pandemie-Jahr etwa doppelt so häufig antibakterielle Medikamente wie zuvor, berichten Forschende der Universität Basel. Eine riskante Praxis, warnt die Forschungsgruppe.
Übermässiger Antibiotikagebrauch lässt Bakterien zunehmend resistent gegen die Medikamente werden. (Bild: Envato)

Antibiotika nützen nichts gegen Viren, auch nicht gegen das Coronavirus. Dennoch verschrieben Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz im ersten Pandemie-Jahr etwa doppelt so häufig antibakterielle Medikamente wie zuvor, berichten Forschende der Universität Basel. Eine riskante Praxis, warnt die Forschungsgruppe.

Als ab dem Frühjahr 2020 die erste Coronawelle über die Schweiz rollte, gab es weder diagnostische Tests noch eine Impfung noch wirksame Medikamente. In dieser Phase der Verunsicherung griffen in der Schweiz praktizierende Ärztinnen und Ärzte in der Grundversorgung offenbar vermehrt auf Antibiotika zurück, obwohl diese Medikamente gegen Viren nichts ausrichten. Zu diesem Schluss kommt eine Forschungsgruppe am Departement Klinische Forschung der Universität und des Universitätsspitals Basel.

Wie die Gruppe in der Fachzeitschrift Clinical Microbiology and Infection berichtet, verdoppelte sich der Einsatz von Antibiotika von rund acht auf 16 Antibiotikaverschreibungen pro 100 Konsultationen. Während der ersten Sars-CoV-2-Welle zu Jahresbeginn 2020 zeigte sich ein massiver Anstieg der Antibiotikaverschreibungen. Diese hielten sich ab Frühjahr 2020 für das ganze Jahr auf überdurchschnittlich hohem Niveau im Vergleich zu den Vorjahren 2017 bis 2019.

Risiko für Resistenzen

Die massiv erhöhte Verschreibungspraxis zeigte sich für alle Antibiotikaklassen, auch solche, welche primär nicht zur Behandlung von Atemwegsinfekten vorgesehen sind. «Das ist besonders besorgniserregend, da übermässiger und falscher Antibiotikagebrauch das Risiko erhöht, dass Bakterien gegen den verwendeten Wirkstoff resistent werden», sagt Prof. Dr. Heiner Bucher vom Departement Klinische Forschung der Universität und des Universitätsspitals Basel. Multiresistente Bakterien führen zu Infektionen, die sich kaum mehr behandeln lassen.

Am ehesten sei der massive Anstieg an Verschreibungen wohl mit der Sorge zu erklären, dass es bei einer Covid-19-Infektion zusätzlich zu bakteriellen Komplikationen hätte kommen können. Auch der Mangel an Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten gegen Covid-19 spielte wohl eine Rolle, vermuten die Forschenden. Ausserdem erwähnenswert sei, dass die Praxen im ersten Pandemiejahr vor allem mit besonders verletzlichen Patientengruppen konfrontiert waren: Während sich insgesamt die Zahl der Konsultationen im ersten Pandemiejahr gegenüber den Vorjahren halbierte, nahm die Anzahl der Konsultationen bei Patienten mit teils schweren Vorerkrankungen auf das Doppelte zu.

www.unibas.ch

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