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Gala würdigt hiesige Chemieforschung

Die Schweizerische Chemische Gesellschaft (SCG) verleiht alle Jahre Preise für herausragende Entdeckungen und Innovationen im Chemiebereich. Im Rahmen einer Galaveranstaltung im Casino Bern wurden diese am Mitte September übergeben.
Hans Peter Lüthi, Direktor der SCS Foundation, umgeben von den ehemaligen Stipendiaten Alena Budinská, ETH Zürich, Valeriia Hutskalova, Universität Basel, und Lluc Farrera Soler, EPFL Lausanne. (Bild: André Maurer)

Die Schweizerische Chemische Gesellschaft (SCG) verleiht alle Jahre Preise für herausragende Entdeckungen und Innovationen im Chemiebereich. Im Rahmen einer Galaveranstaltung im Casino Bern wurden diese Mitte September übergeben.

Vor zahlreichen geladenen Gästen eröffnete Christian Bochet, Präsident der Schweizerischen Chemischen Gesellschaft (SCG, englisch: SCS) am 15. September im Casino Bern die Swiss Chemistry Science Night 2023. Moderiert wurde die in Englisch durchgeführte Veranstaltung durch Eva Hevia der Universität Bern sowie Stefan Abele von Idorsia Pharmaceuticals.

Herausforderungen an den ETH-Bereich

Gastredner Michael Hengartner, Präsident des ETH-Rats, sprach über das Schweizer Hochschulsystem und die Herausforderungen an den ETH-Bereich, zu dem die Technischen Universitäten ETH Zürich und EPFL Lausanne sowie die Forschungsinstitute PSI, WSL, Empa und Eawag gehören. Bereits im ETH-Gesetz von 1854 wurde im Artikel auch die Ausbildung von Technikern für die industrielle Chemie als Auftrag definiert. Hengartner unterteilt die aktuellen Aufgaben des ETH-Bereichs in drei Gebiete: Ausbildung, Forschung sowie Wissens- und Technologietransfer, dies alles im Dienst der Gesellschaft.

Die Bedeutung der ETH und der EPFL für die Ausbildung lässt sich anhand der Studentenzahlen verdeutlichen: Von 2012 bis 2021 nahmen die Studentenzahlen um 40 Prozent auf über 35 000 zu. In den Ranglisten der besten Hochschulen belegt die ETH regelmässig Spitzenränge. Von hoher Forschungsqualität zeugen die 24 mit der ETH assoziierten Nobelpreisträger, wovon elf Chemiker sind. Die Entwicklung der chemischen Industrie illustriert nach Hegnauer das Schweizer Erfolgsrezept, das in der ausgezeichneten Forschung und Lehre, der starken Verbindung zwischen Wissenschaft und Industrie, der Offenheit gegenüber der Welt sowie der unternehmerischen Freiheit besteht. Insbesondere waren die Beziehungen zwischen der ETH und der Basler Chemieindustrie von Anfang an gut. Auch gegenwärtig funktioniert der Wissens- und Technologietransfer ausgezeichnet; aus dem ETH-Bereich sind insgesamt 54 Spin-offs entstanden.

Doch nicht alles ist Gold, was glänzt. Nachteilig ist beispielsweise die getrübte Beziehung zur EU (Stichwort Horizon Europe) neben weiteren Herausforderungen aufgrund der aktuellen Weltlage oder der nationalen und regionalen Barrieren zu Kooperationen. Trotz Inflation und zunehmenden Energiekosten werden die staatlichen Beiträge für 2024 um zwei Prozent gekürzt.

Die Rahmenbedingungen sind aber im Grossen und Ganzen sehr gut bis ausgezeichnet. Sie werden allerdings von Menschen geschaffen. Und können von diesen verändert werden. Hengartners Fazit: Die Schweiz ist derzeit sehr gut positioniert. Die Universitäten profitieren von ausgezeichneten Rahmenbedingungen und die Schweiz profitiert ihrerseits von der Exzellenz ihrer Universitäten in Lehre, Forschung und Innovation. Damit dies so bleibt, sind allerdings ständige Anstrengungen erforderlich.

Preisträger aus der Akademie

Nicht weniger als neun Mal wurden unterschiedliche Auszeichnungen an Vertreter von Ausbildungs- oder Forschungsinstitutionen verliehen. Drei Beispiele:

­– Stefan Dolder (Gymnasium und FMS Lerbermatt, Köniz) wurde für den Einsatz zur Verbesserung des Unterrichts sowie für das von ihm entwickelte Zeichenprogramm für chemische Formeln «MoleculeSketch» (im App Store erhältlich) mit dem Balmer-Preis 2023 ausgezeichnet.

– Victor Mougel (ETH Zürich) erhielt den renommierten Werner-Preis 2023 für seine breit angelegte Forschung, insbesondere für die Entwicklung hocheffizienter Systeme für die solarbetriebene Umwandlung von Kohlendioxid in Kohlenwasserstoffe.

– Der Swiss Green & Sustainable Chemistry Award 2023 wurde an Ali Coskum (Universität Fribourg) übergeben. Gewürdigt wurden seine Beiträge zur Entwicklung nachhaltiger Polymere für Katalyse-, Energie- und Umweltanwendungen.

Preisträger aus der Industrie

Neben Forschern im universitären Bereich wurden auch zahlreiche Persönlichkeiten aus der Industrie ausgezeichnet. So erhielt ein Forschungsteam von Givaudan den Sandmeyer-Preis 2023. Unter Verwendung nachhaltiger chemischer und biotechnologischer Methoden entwickelte es, ausgehend von Zuckerrohr, eine industrielle Synthese von (­–) Ambrox, eines wichtigen Duftstoffs für die Parfümherstellung. Vier Chemiker erhielten jeweils einen der drei neu geschaffenen Preise: Industrial Science Award 2023, Senior Award 2023 sowie Distinguished Industrial Science Award. Eine Zusammenstellung sämtlicher Preisträger mit jeweils einer kurzen Begründung für die Auszeichnung ist auf der SCS-Website zu finden.

Erfolgreiche Nachwuchsförderung

Die 2009 errichtete SCS Foundation fusionierte 2014 mit der Stiftung für Stipendien im Bereich der Chemie; gleichzeitig wurde auch das Alfred Werner Scholarship Program lanciert. Gemäss Leitbild werden Schweizer und internationale Studierende bei der Ausbildung und bei der Integration in die Chemie-Gemeinschaft unterstützt.

Hans Peter Lüthi, Direktor der SCS Foundation, informierte über die vielfältigen Aktivitäten der Stiftung. So wurden oder werden aktuell mehr als 70 Studentinnen und Studenten aus über 30 Ländern beim Masterstudium in Chemie oder Biochemie an einer Schweizer Hochschule unterstützt. Eine Ukrainerin, eine Polin und ein Spanier, die ihre Masterstudien erfolgreich abgeschlossen haben und aktuell als Doktorandinnen beziehungsweise als Postdoktorand in der Schweiz fortsetzen, berichteten über ihre bisherigen Karrieren und ihre (guten) Erfahrungen in der Schweiz.

Kurt Hermann

https://scg.ch

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