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EM 2024 – Wie die Reaktion auf einen bioterroristischen Angriff aussehen würde

Die Fussballstadien in Deutschland sind während der EM 2024 nicht speziell gegen Bioterrorismus geschützt. Zu diesem Ergebnis gelangt eine Analyse des US-Portals LabNews. Im Falle eines bioterroristischen Angriffs spielt die Labordiagnostik eine entscheidende Rolle.
Olympiastadion Berlin. (Bild: Shutterstock)

Die Fussballstadien in Deutschland sind während der EM 2024 nicht speziell gegen Bioterrorismus geschützt. Zu diesem Ergebnis gelangt eine Analyse des US-Portals LabNews. Doch wie sieht die Lage in Deutschland aus? Der Fall eines bioterroristischen Angriffs sieht drei Abwehrstrategien vor.

In der KI-gestützten Analyse des US-Portals LabNews heisst es: «Üblicherweise werden in Fussballstadien keine speziellen Tests durchgeführt, um Toxine zu identifizieren, die im Kontext von Bioterrorismus relevant sein könnten. Die Sicherheitsvorkehrungen in den Stadien konzentrieren sich hauptsächlich darauf, Gewalt zu verhindern, das Einschleusen von verbotenen Gegenständen wie Feuerwerkskörpern zu unterbinden und das Verhalten der Zuschauer zu überwachen.»¹²³

Die Durchführung von Toxintests stelle eine Herausforderung dar, «da die Vielfalt und Komplexität der biologischen Agenzien, die als Waffen eingesetzt werden könnten, gross ist». Es wäre praktisch unmöglich, alle Besucher einer Grossveranstaltung auf eine Vielzahl möglicher Toxine zu testen. Daher setzen Sicherheitsteams auf präventive Massnahmen wie strenge Einlasskontrollen und Überwachungskameras, um Risiken zu minimieren.

Tatsächlich ist mit der Europameisterschaft 2024 die Sorge um die Sicherheit gewachsen. Eine besondere Bedrohung stellt der Bioterrorismus dar – ein Angriff, bei dem biologische Toxine oder Krankheitserreger absichtlich freigesetzt werden, um Menschen zu verletzen oder zu töten. Die Risiken sind real und die Vorbereitungen zum Schutz der Stadien müssen umfangreich sein.

Risikobewertung und Prävention

Der erste Schritt zur Entwicklung eines effektiven Schutzkonzepts sei die Risikobewertung. Experten des Robert Koch-Instituts (RKI) und des Zentrums für Biologische Gefahren und Spezielle Pathogene (ZBS) seien «in der Lage, bioterroristisch relevante Agenzien zu identifizieren und zu charakterisieren.¹ Diese Fähigkeit ist entscheidend, um potenzielle Bedrohungen zu erkennen und entsprechende Gegenmassnahmen zu ergreifen.»

Strukturelle und organisatorische Massnahmen

Fussballstadien müssen in baulicher, infrastruktureller, organisatorischer und betrieblicher Hinsicht sicher sein.² Dies beinhaltet nicht nur die physische Sicherheit der Struktur, sondern auch die Fähigkeit, auf bioterroristische Bedrohungen reagieren zu können. Dazu gehört die Schulung des Personals, die Implementierung von Notfallplänen und die Koordination mit lokalen Gesundheitsbehörden und Sicherheitsdiensten.

Überwachung und schnelle Reaktion

Eine schnelle Reaktion im Falle eines bioterroristischen Angriffs sei entscheidend, so der Report. Einsatzgruppen für biologische Gefahrenlagen und Beratungsgruppen stehen bereit, um im Ereignisfall Unterstützung zu leisten.¹ Die Fähigkeit, schnell und effizient zu handeln, kann die Auswirkungen eines Angriffs erheblich minimieren.

Internationale Zusammenarbeit

Beim Schutz vor Bioterrorismus spiele die internationale Zusammenarbeit eine wichtige Rolle. Die Uefa und andere internationale Organisationen haben dem Bericht zufolge Richtlinien und Reglemente entwickelt, welche die Sicherheit bei Fussballspielen gewährleisten sollen.³ Diese Richtlinien müssen von den lokalen Organisatoren umgesetzt und befolgt werden.

Aktuelle Sicherheitslage

Bayerns Innenminister stuft die Terrorgefahr während der EM als höher als sonst ein, obwohl keine konkrete Drohung vorliegt.⁴ Die Sicherheitslage wird als «alles andere als entspannt» beschrieben, und es gibt eine «gewisse Unsicherheit in der Gesellschaft.»⁵ Dies unterstreiche die Notwendigkeit, wachsam zu bleiben und alle verfügbaren Ressourcen zu nutzen, um die Sicherheit zu gewährleisten.

Das RKI führt drei Säulen der Bioterror-Abwehr auf, wobei die Labordiagnostik eine tragende Funktion innehat. So heisst es dazu:
«Bei Verdacht auf einen bioterroristischen Anschlag steht das ZBS den verantwortlichen Stellen im Bedarfsfall auch direkt am Ort des Geschehens zur Seite.»

1. Einsatzgruppe für biologische Gefahrenlagen

Die Einsatzgruppe besteht aus Experten, die für die spezifischen Anforderungen einer aussergewöhnlichen biologischen Gefahrenlage trainiert sind. Sie kann Umweltproben sichern und bei der Tatortarbeit unterstützen. Die Gruppe unterstützt Einsatzkräfte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD), der Polizei und Feuerwehr bei der Arbeit am kontaminierten Einsatzort.

2. Beratungsgruppe für biologische Gefahrenlagen

Neben der Einsatzgruppe bietet ZBS 7 eine Beratungsgruppe für biologische Gefahrenlagen. Diese unterstützt Führungsstäbe oder Befehlsstellen der Polizei und Feuerwehr sowie den ÖGD im klinischen und seuchenhygienischen Management, ausserdem bei der Beurteilung und Bewältigung von Ereignissen durch hochpathogene Agenzien.

3. Laboranalytik

Das ZBS ist in der Lage, alle bioterroristisch relevanten Agenzien zu identifizieren und charakterisieren: Die Labore für hochpathogene Viren (ZBS1), hochpathogene mikrobielle Erreger (ZBS2) und biologische Toxine (ZBS3) können alle bioterroristisch relevanten Agenzien in klinischen sowie in Umweltproben spezifisch nachweisen und näher bestimmen. Darüber hinaus erlaubt die spezielle Licht- und Elektronenmikroskopie (ZBS4) eine schnelle mikroskopische Analyse unbekannter Proben und die Proteomik und Spektrometrie (ZBS6) die weitere Bestimmung von biologischen Stoffen mit modernen schwingungs- und massenspektrometrischen Verfahren.

www.dgkl.de

Quellen:
(1) Bioterroristische Anschlagslagen bewältigen – RKI https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Biosicherheit/Bioterroristische_Lagen/Biote…
(2) Anhang VI: Regelwerk für Stadien und Sicherheit – DFL
https://media.dfl.de/sites/2/2020/12/Anhang-VI-zur-LO-2020-12-08-Stand.pdf
(3) Sicherheitsrisiken und Haftungsfragen – Uefa
https://de.uefa.com/news-media/news/0231-0f8e31c308be-31c615aaa559-1000/
(4) Terror-Gefahr während der EM in Deutschland: Herrmann schätzt Gefahr «höher» als sonst ein
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/terror-gefahr-w%C3%A4hrend-der-em-…
(5) Bayerns Innenminister zur Fussball-EM 2024: Terrorgefahr höher als bei WM
https://www.infranken.de/bayern/bayerns-innenminister-zur-fussball-em-2024-terro…
(6) Terrorgefahr zur EM: Wie gut ist Deutschland gerüstet? 
https://www.zdf.de/politik/frontal/terrorgefahr-zur-fussball-em-sicherheit-100.h…
(7) Sicherheit bei der Fussball-EM 2024: «Alles andere als entspannt.» 
https://www.br.de/nachrichten/sport/fussball-em-2024-sicherheit-bei-der-europame….
(8) Presse – Vorbereitung auf die Fussball-EM 2024 in Deutschland https://www.bbk.bund.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2023/11/pm-23-euromed-a….
(9) Analyse LabNews 
https://lab-news.de/em-2024-fussballstadien-gegen-bioterrorismus-ungeschuetzt/

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