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Ein neues Pigment: Böhnisch-Blau

Es basiert alles auf einem Unfall im Labor: Zufällig entdeckten Mitarbeitende an der FH Münster ein neues Blaupigment, das durch seinen aussergewöhnlichen Farbton besticht.
Durch einen Zufall entstanden: Böhnisch-Blau. (Foto: FH Münster)

Es basierte alles auf einem Unfall im Labor: Zufällig entdeckten Mitarbeitende an der FH Münster ein neues Blaupigment, das durch seinen aussergewöhnlichen Farbton besticht.

Die Geschichte der Farbe Blau reicht bis in Jahr 2300 vor Christus zurück: Ein als «Ägyptisch Blau» bezeichnetes Pigment zählt heute zu den ältesten künstlich hergestellten Farbpigmenten. Seit jeher gilt Blau als Farbe der Könige, da es in der Natur sehr selten vorkommt. «Blau sind in der Natur eigentlich nur der Himmel und das Meer – beides unbezwingbare Einheiten, die Menschen in früherer Zeit daher dem Göttlichen zugeordnet haben», erläutert Prof. Dr. Thomas Jüstel der FH Münster.

Schon früh fanden deswegen Versuche statt, den Farbton künstlich herzustellen – meist auf Basis von Kupfersilikaten. Die Geschichte der künstlich hergestellten blauen Farbpigmente setzt sich fort mit dem «Han-Blau» aus der Zeit der Zhou-Dynastie in China und geht weiter mit «Preussisch oder Berliner Blau», das ein Berliner Farbenhersteller Anfang des 18. Jahrhunderts erstmals synthetisierte.

Vom Zufall zum Patent

Nun ist im Labor für Anorganische Chemie an der FH Münster ein neues Pigment entstanden. Bei einem Versuch zur Herstellung eines rot emittierenden Leuchtstoffs für Weisslicht-LED bildete sich zufällig das neue Blaupigment. «Aus Mangan in einer vier-wertigen Oxidationsstufe, also Mn4+, ist eigentlich unbeabsichtigt Mn5+ entstanden. Dieses leuchtet nicht, absorbiert aber grünes und rotes Licht und ergibt somit ein blaues anorganisches Pigment. Nicht gerade das, was wir eigentlich herstellen wollten», berichtet Jüstel. «Unser damaliger Doktorand David Böhnisch rief mich zum Versuch, um mir die Farbe zu zeigen. Da Blaupigmente nur sehr selten in der Natur vorkommen, sind neue künstliche Blaupigmente sehr begehrt.»

Ägyptisch-Blau, Böhnisch-Blau und Preussisch Blau. (Bild: FH Münster/Julia Kaumeier)

Die Geschichte ist ein Paradebeispiel dafür, wie es so oft in der Chemie läuft: Aus einem Unfall entsteht etwas Neues und Wertvolles. Inzwischen ist die Farbe nach ihrem Entdecker benannt – Böhnisch-Blau – und wurde von der Firma Merck zum Patent angemeldet.

www.fh-muenster.de

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