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Ein Glas, das Kohlendioxid siebt

Kohlendioxid aus Gasen abzutrennen ist eine grosse technologische Herausforderungen. An der Friedrich-Schiller-Universität Jena wurde ein Glasmaterial entwickelt, das Gase präzise voneinander trennt.
Oksana Smirnova und Dr. Alexander Knebel haben neuartige Hybridgläser entwickelt. (Bild: Jens Meyer, Universität Jena)

Kohlendioxid aus Gasen abzutrennen ist eine grosse technologische Herausforderungen. An der Friedrich-Schiller-Universität Jena wurde ein Glasmaterial entwickelt, das Gase präzise voneinander trennt.

Um Kohlendioxid-Moleküle aus Gasgemischen abzutrennen, braucht es Materialen mit äusserst feinen Poren. Eine Möglichkeit dafür haben nun Forschende der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Deutschland, in Kooperation mit den Universitäten in Leipzig und Wien gefunden: Sie wandelten kristalline metall-organische Gerüstverbindungen in Glas um. Dabei gelang es ihnen, die Poren des Materials so zu verkleinern, dass sie für bestimmte Gasmoleküle undurchlässig werden. Das berichten sie im Fachmagazin Nature Materials.

Komprimierte metall-organische Gerüste

«Eigentlich galten diese glasartigen Materialen bislang als unporös», erklärt Dr. Alexander Knebel vom Otto-Schott-Institut der Universität Jena, der diese Arbeit geleitet hat. Er erläutert: «Das Ausgangsmaterial, also die kristallinen Gerüstverbindungen, besitzen sehr klar definierte Poren und auch eine grosse innere Oberfläche. Daher werden sie auch als Materialien erforscht, um Gase zu speichern oder zu trennen. Genau diese definierte Struktur geht beim Schmelzen und Komprimieren jedoch verloren. Und das haben wir ausgenutzt.»

Das Hybridglas auf Basis metall-organischer Netzwerke eignet sich zur Gastrennung. (Bild: Jens Meyer, Universität Jena)

«Metallorganische Gerüstverbindungen bestehen aus Metall-Ionen, die durch starre, organische Moleküle miteinander verbunden sind», beschreibt der Nachwuchsgruppenleiter das Material. «In den Zwischenräumen dieser dreidimensionalen, regelmässigen Gitter können sich Gasmoleküle leicht bewegen. Während der Glas-Prozessierung haben wir das Material komprimiert. Vereinfacht gesagt, konnten wir die Poren auf die gewünschte Grösse zusammendrücken», veranschaulicht er.

Geordnete Unordnung

Auch wenn die Gesamtstruktur des Kristalls beim Schmelzen verschwindet – Teile des Kristalls bleiben in ihrer Struktur erhalten. «Fachlich gesprochen heisst das: Beim Übergang vom Kristall zum Glas geht die Fern-Ordnung des Materials verloren, aber die Nah-Ordnung bleibt erhalten», erläutert Knebel. Oksana Smirnova, Doktorandin an der Universität Jena und die Erstautorin der Arbeit, ergänzt: «Wenn wir nun dieses Material schmelzen und komprimieren, verändern sich auch die porösen Zwischenräume.» So entstehen Kanäle mit Verengungen – oder sogar auch Sackgassen – und in der Folge passen manche Gase schlicht einfach nicht mehr hindurch.

Auf diese Weise erzielte die Gruppe in dem Material Porendurchmesser von 0,27 bis 0,32 Nanometern, und zwar mit einer Genauigkeit von einem hundertstel Nanometer. «Zur Veranschaulichung: Das ist etwa zehntausendmal dünner als ein menschliches Haar und hundertmal dünner als eine DNA-Doppelhelix. Mit dieser Porengrösse konnten wir beispielsweise Kohlendioxid von Ethan trennen», erklärt Knebel. «Unser Durchbruch auf dem Gebiet ist wohl die hohe Qualität der Gläser und die präzisen Einstellbarkeit der Porenkanäle», ordnet Knebel die Arbeit ein. «Und unsere Gläser sind dazu auch noch mehrere Zentimeter gross», fügt er hinzu.

Marco Körner, Friedrich-Schiller-Universität Jena

www.uni-jena.de

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