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Die grossen Ideen haben stets die Kleinen

Gerade im IT-Bereich sind es oft junge, kreative Firmen mit einer Handvoll Angestellten, die echte Neuheiten schaffen. Diese Beobachtung gilt auch für das Prozess-Design chemisch-pharmazeutischer und biotechnologischer Anlagen. Aseptconn mit gerade mal 30 Mitarbeitenden rüttelt an den starren Arbeitsweisen in den Engineering-Abteilungen: Statt hunderte P&ID-Pläne auszudrucken und mit Leuchtstiften zu bemalen, soll eine eigene Plug-in-Software das ganze Prozess-Design inkl. deren Dokumentation für die Qualifizierungen und folgender Automationsplanung einer Anlage digitalisieren.
Es dauert lange, bis ein neues pharmazeutisches oder biotechnologisches Produkt endlich im grossen Massstab produziert werden kann. Zwischen dem überschaubaren Forschungslabor und der Produktionsanlage auf dem Feld liegen Welten. (Bild: Shutterstock)

Gerade im IT-Bereich sind es oft junge, kreative Firmen mit einer Handvoll Angestellten, die echte Neuheiten schaffen. Diese Beobachtung gilt auch für das Prozess-Design chemisch-pharmazeutischer und biotechnologischer Anlagen. Aseptconn mit gerade mal 30 Mitarbeitenden rüttelt an den starren Arbeitsweisen in den Engineering-Abteilungen: Statt hunderte P&ID-Pläne auszudrucken und mit Leuchtstiften zu bemalen, soll eine eigene Plug-in-Software das ganze Prozess-Design inkl. deren Dokumentation für die Qualifizierungen und folgender Automationsplanung einer Anlage digitalisieren.

Die Planung einer neuen Anlage ist ein äusserst anspruchsvolles und zeitintensives Unterfangen. Oft wird dabei noch händisch mit Stift und Papier gearbeitet. «Es kann gut sein, dass während der Prozess-Design-Phase (nach dem P&I-Design) bei einer grossen Anlage hunderte Pläne ausgedruckt und die Prozesse von Hand beschrieben werden müssen. Dieser Vorgang ist sehr fehleranfällig und zeitintensiv. Deshalb haben wir diesen Prozess komplett digitalisiert», erklärt Sergio Cerenzia, COO und Mitinhaber der Firma Aseptconn AG. Ihm gehört zusammen mit dem CEO Fabio Stiz das mittelständische Unternehmen mit Sitz in Dietikon (ZH).

Sergio Cerenzia COO und Mitinhaber der Aseptconn AG. (Bild: Aseptconn)

Prozess-Design digitalisiert

Seit Juni des letzten Jahres ist das Unternehmen schliesslich mit einem neuen Computerprogramm auf dem Markt. «Aseptsoft» (www.aseptsoft.ch) heisst die Software, die in der Phase des Prozessdesigns in der Engineering-Abteilung zur Anwendung kommt, nachdem die Ingenieure ihr P&ID mit derer bestehenden Software Visio oder Autocad gezeichnet haben. Genau genommen ist die Software vielmehr ein Plug-in und nicht etwa eine Art Stand-Alone-Programm. Aseptsoft verleiht den gezeichneten Symbolen und Strichen (Instrumenten und Rohrleitungen) Intelligenz. Nun lässt sich das Prozess Design vollumfänglich automatisieren.

Unkompliziert und sofort einsetzbar

«Es gibt zwei Standard-Softwares, die in unserer Industrie angewendet werden: ‹Autocad› und ‹Microsoft Visio›. Unsere Software ist ein Add-in für beide Programme», betont Cerenzia. Das heisst, Aseptsoft erfordert keine komplexen Umstellungen im IT-Bereich. Es wurde als Plug-in an die Standardprogramme elegant angepasst. Wie eingangs erwähnt, digitalisiert die Software das ganze Prozessdesign. Das im Programm enthaltende Feature «Live fluid Stream Simulation» zeigt beispielsweise an, wo das Medium je nach Ventilstellung durchfliessen wird. Algorithmen, Parameter und Variablen können definiert und als URS für die Automationsabteilung benutzt werden. Technische Dokumente für Installations-Qualifizierung (OQ) oder Funktions-Qualifizierung (OQ) werden einfach automatisch erstellt. Besonders interessant: Prozessänderungen können jederzeit einfach vorgenommen werden, egal in welcher Phase, denn Aseptsoft passt im Hintergrund alles digital an.

Die Definierung des Prozesses wird mit wenigen Mausklicks durchgeführt – hier: Ventile geschlossen (= rot). Ventile offen (=grün) (Bild: Aseptconn)

«Es hat keinen Spass mehr gemacht»

Erst seit 2016 gibt es die Firma Aseptconn. In Zürich Dietikon befindet sich der Hauptsitz, die Administration und das Lager. Und in Bulle wird produziert: Edelstahlteile, Anschlüsse, Behälter und Sonderanfertigungen. «Wir beliefern alles, was Anlagen brauchen, die Medikamente produzieren», fasst der COO das breite Produktportfolio seines Unternehmens zusammen. Die Firma zählt 30 erfahrene Mitarbeiter.

«Wir kommen ursprünglich von der Firma Connectors. Fabio Stiz, der damalige CEO, und ich haben Connectors verlassen, weil wir von einem grossen Konzern übernommen wurden.» Durch die Übernahme ging schliesslich die Flexibilität verloren. «Der Fokus, den Kunden zu bedienen, ist in den Hintergrund gerutscht und es hat keinen Spass mehr gemacht», erklärt der Ingenieur. «Wir haben uns gesagt: Wir machen das selber!»

Werkstatt in Bulle im Kanton Freiburg. (Bild: Aseptconn)

Gleichzeitig Allrounder und hoch spezialisiert

Zwischen dem überschaubaren Forschungslabor und der Produktionsanlage auf dem Feld liegen Welten. Sehr komplex sind die Wechselwirkungen der Moleküle mit den einzelnen Apparaturen der Anlage, sehr individuell die Anforderungen.

Mit den Jahren entwickelte sich aus dem breit gefächerten Produktportfolio heraus ein starkes Kompetenzzentrum mit Beratungsdienstleistungen für Endkunden und Engineering-Firmen, die fachliche Unterstützung brauchen. Und aus diesen Erfahrungen wiederum schöpfte das Unternehmen ihr Spezialwissen im Bereich Simulationen.

Neben der neu entwickelten Software Aseptsoft bietet die Firma Dienstleistungen für komplexe Computational-Fluid-Dynamics-(CFD)-Simulationen an (cfd.aseptconn.ch). Dabei werden folgende Fachbereiche abgedeckt:

  • «Scale up»-Studien für Mischprozesse
  • Auswirkungen von Tank und Mischer Geometrien auf Zellen und / oder Mikroorganismen
  • Leistungs-Strömungs-Turbulenzanalysen
  • Vortexmuster, Mischzeiten, Mischhomogenität
  • Temperatur, Wärmeanalysen

Seit einigen Monaten ist Aseptconn offizieller Simulationspartner des Konzerns Merck.

Die Digitalisierung nimmt stark zu

Wie in jeder Branche nimmt die Digitalisierung stark zu. Im Gegensatz zu früher ist Aseptconn heute sehr digital unterwegs. Schliesslich finde gerade ein Generationswechsel statt, sagt Cerenzia. Neben der neuen Software haben die Mitarbeiter auch einen Online-Shop auf die Beine gestellt.

Mit Aseptsoft folgt das mittelständische Unternehmen nicht nur diesem Wandel der Zeit.  Wie eingangs erwähnt, hat die Firma damit in einem ganz spezifischen Bereich eine wichtige Lücke geschlossen. «Eine solche Lösung gibt es in der Industrie einfach noch nicht», betont der Ingenieur. Schliesslich hofft er, dass sie mit der Software den Markt erobern werden.

Aseptconn AG
CH-8953 Dietikon
info@aseptconn.ch
www.aseptconn.ch

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