Offizielles Organ des Schweizerischen
Chemie- und Pharmaberufe Verbandes

Die deutsche Chemieindustrie warnt vor den Folgen eines Importstopps

«Wer die Energie- und Rohstoffversorgung für die chemische Industrie kurzfristig abschaltet, lähmt auch die gesamte Industrieproduktion am Wirtschaftsstandort Deutschland. Die sozialen und ökonomischen Konsequenzen wären gewaltig», VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Grosse Entrup (Symbolbild). (Bild: Adpic)

Der deutsche Verband der Chemischen Industrie (VCI) wendet sich an die Medien. In einer Pressemitteilung warnt er vor den Folgen eines kurzfristigen Importstopps von Öl und vor allem Gas aus Russland für die Wertschöpfungsketten in Deutschland. Der VCI unterstütze die Position der deutschen Regierung, die Abhängigkeit von russischen Importen strategisch, aber nicht überhastet zu verringern, teilt der Verband mit.

«Wirtschaftsminister Habeck agiert in dieser schwierigen Lage äusserst verantwortungsbewusst. Er weiss um die Auswirkungen eines Importstopps – besonders bei Erdgas – für die Wirtschaft und die Versorgung der Bevölkerung. Die Lage in der Ukraine ist furchtbar. Trotz tiefer Betroffenheit und grosser Anteilnahme für die Menschen ist es nicht redlich, die Folgen eines Gasstopps kleinzureden. Anlagen der Chemie- und Pharmabranche kann man nicht beliebig aus- und wieder anschalten», wird VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Grosse Entrup in der Pressemitteilung zitiert.

Der VCI weise darauf hin, dass eine kontinuierliche Belieferung mit Rohstoffen und Energie für die Produktion in der Chemie unverzichtbar sei. Selbst bei einem kontrollierten Abschaltvorgang nimmt das Hochfahren von grösseren Anlagen, wie sie für die Herstellung von Grundchemikalien nötig seien, in der Regel bis zu mehreren Wochen in Anspruch und sei extrem kostenintensiv.

Längere Ausfälle hätten daher massive Konsequenzen für alle Wertschöpfungsketten. Laut dem Verband benötigen heutzutage in Deutschland etwa 95 Prozent aller Industrieerzeugnisse in ihrem Entstehungsprozess Chemieprodukte. «Wer die Energie- und Rohstoffversorgung für die chemische Industrie kurzfristig abschaltet, lähmt auch die gesamte Industrieproduktion am Wirtschaftsstandort Deutschland. Die sozialen und ökonomischen Konsequenzen wären gewaltig»,so der Hauptgeschäftsführer des VCI.

Die Branche setzte derzeit rund 2,8 Millionen Tonnen Erdgas als Rohstoff (27 Prozent des Gesamtverbrauchs) und 99,3 Terawattstunden Erdgas (73 Prozent des Verbrauchs) für die Erzeugung von Dampf und Strom im Jahr ein. Ausserdem benötige die Branche über 14 Millionen Tonnen Naphtha (Rohbenzin) – ein Derivat des Öls – als Rohstoff für die Herstellung ihrer Produkte.

www.vci.de

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