Biontech hat eine neue Herstellungsstätte für Plasmide in Marburg fertiggestellt. Damit produziert das Unternhemen das zentrale Ausgangsmaterial für die Herstellung von mRNA-basierten Impfstoffen oder Medikamenten.
Mit der neuen Herstellungsstätte werde Biontech eigenständig Plasmid-DNA für klinische Produktkandidaten und kommerzielle Produkte in den Bereichen Krebs und Infektionskrankheiten herstellen können, schreibt das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Sowohl der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz als auch Biontech-Mitbegründer und Vorstandsvorsitzender des Unternehmens Ugur Sahin haben die neue Produktionsstätte in Marburg besucht.
«Wir planen, am Standort in Marburg verstärkt mRNA-basierte Produkte für unsere klinischen Studien herzustellen, während wir gleichzeitig die kommerzielle Herstellung von personalisierten onkologischen Therapien vorbereiten.»
Ugur Sahin
Biontech werde mit der neuen Herstellungsstätte einen Grossteil des derzeitigen regulären Bedarfs an Plasmid-DNA eigenständig herstellen können, sobald die Produktionsstätte betriebsbereit sei und alle behördlichen Genehmigungen vorliegen würden, schreibt das Unternehmen weiter. Temporäre Spitzen im Bedarf werde das Unternehmen weiterhin mithilfe von Partnerunternehmen abdecken. Dies solle die «Flexibilität und Autonomie» von Biontech bei der Herstellung von Ausgangsmaterialien für seine Onkologie- und Covid-19-Impfstoffpipelines sowie die Unabhängigkeit des Unternehmens bei der Pandemievorsorge durch die lokale Produktion erhöhen. Das Unternehmen gehe zudem davon aus, dass es durch die neue Herstellungsstätte Produktionszeiten und Lieferwege für Plasmid-DNA für eine Reihe klinischer Produktkandidaten und kommerzieller Produkte verkürzen könne.
Was sind Plasmid-DNAs?
Plasmide sind kleine, ringförmige DNA-Sequenzen, die in einem Bakterium zusätzlich zur deren genomischer DNA vorkommen können. Oft beinhalten sie zusätzliche genetische Informationen, die dem Bakterium beispielsweise Antibiotikaresistenz verleihen können. Plasmide werden in der biopharmazeutischen Industrie als Vektoren bzw. als Transportvehikel unter anderem zur Vermehrung von genetischen Informationen bzw. DNA-Sequenzen eingesetzt. Eine Kopie einer DNA-Sequenz, die aus einem Plasmid gewonnen wird, dient als Vorlage zur Herstellung von mehr als 500 mRNA-Strängen. Plasmide werden nach der mRNA-Herstellung herausgefiltert und verworfen und sind daher nicht Teil der fertigen Impfstoffe oder Therapien.
«Wir planen, am Standort in Marburg verstärkt mRNA-basierte Produkte für unsere klinischen Studien herzustellen, während wir gleichzeitig die kommerzielle Herstellung von personalisierten onkologischen Therapien vorbereiten», wird Ugur Sahin in der Pressemitteilung zitiert.
Die neue Herstellungsstätte umfasse zwei Anlagen, die sowohl die Produktion von Plasmid-DNA im klinischen (Small Scale) als auch im kommerziellen (Large Scale) Massstab abdecken sollen. Die Anlage für die Produktion im klinischen Massstab habe das Biotech-Unternehmen bereits im August 2022 in Betrieb genommen. Dort würden derzeit Plasmide für die Produktkandidaten der unternehmenseigenen FixVac-Plattform hergestellt, wie etwa BNT111. Biontech gehe davon aus, jährlich entsprechende Mengen Plasmid-DNA herzustellen, die, abhängig von der Art des jeweiligen Produktes oder Produktkandidaten, als Ausgangsmaterial für mehrere hundert Millionen Impfstoffdosen bzw. Medikamente eingesetzt werden könnten. Die Inbetriebnahme der kommerziellen Anlage sei, vorbehaltlich behördlicher Genehmigung, bis Ende 2023 geplant. Biontech rechne für die neue Herstellungsstätte mit Gesamtinvestitionen in Höhe von rund 40 Millionen Euro.
Plasmid-DNA, die in Marburg hergestellt werde, soll weltweit zum Einsatz kommen und als Basis für «die Herstellung von mRNA- und zellbasierten Produkten im klinischen oder kommerziellen Massstab» dienen, schreibt das Unternehmen.