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BASF startet massives Kosteneinsparungsprogramm

Die Anpassung der Verbundstrukturen in Ludwigshafen soll ab Ende 2026 zu jährlich über 200 Millionen Euro niedrigeren Fixkosten führen. (Bilder: BASF)

BASF hatte im vergangenen Jahr wegen der explodierenden Energiekosten in Europa und wegen der abflauenden Konjunktur ein Sparprogramm angekündigt. Nach Abschluss des Programms erwartet der Konzern jährliche Kosteneinsparungen von mehr als 500 Millionen Euro.

Die Einsparungen werden in Einheiten ausserhalb der Produktion, also in Unternehmens- und Service-Bereichen, in Forschung und Entwicklung (F&E) sowie in der Konzernzentrale erfolgen. Etwa die Hälfte dieser Massnahmen werden am Standort Ludwigshafen erwartet. Zum Sparprogramm gehört auch ein massiver Stellenabbau: Weltweit will BASF 2600 Stellen streichen. Davon entfällt ein Grossteil auf Deutschland.

«Die Wettbewerbsfähigkeit der Region Europa leidet zunehmend unter Überregulierung. Sie leidet auch immer mehr unter langsamen und bürokratischen Genehmigungsverfahren und vor allem unter hohen Kosten für die meisten Produktionsfaktoren», kritisiert Vorstandsvorsitzender Dr. Martin Brudermüller. «All dies hat bereits über viele Jahre das Marktwachstum in Europa im Vergleich zu anderen Regionen gebremst. Zusätzlich belasten jetzt die hohen Energiepreise die Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit in Europa.»

Martin Brudermüller: «Die Wettbewerbsfähigkeit der Region Europa leidet zunehmend unter Überregulierung.»

Schliessung von Anlagen

In den vergangenen Monaten hat das Unternehmen seine Verbundstrukturen in Ludwigs­hafen einer gründlichen Analyse unterzogen. Dies hat gezeigt, wie die Kontinuität profitabler Geschäfte sichergestellt werden kann und wie gleichzeitig notwendige Anpassungen vorgenommen werden können. Die wichtigsten Veränderungen am Verbundstandort Ludwigshafen im Überblick:

  • Schliessung der Caprolactam-Anlage, einer der beiden Ammoniak-Anlagen am Standort sowie von damit verbundenen Düngemittelanlagen: Die Kapazität der Caprolactam-Anlage von BASF in Antwerpen/Belgien reicht aus, um die Nachfrage für den Eigenbedarf und den europäischen Markt in Zukunft zu decken. Hochveredelte Produkte wie das führende Geschäft mit Standard- und Spezialaminen sowie Adblue bleiben unberührt und werden auch weiterhin über die verbleibende Ammoniakanlage am Standort Ludwigshafen versorgt.
  • Reduzierung der Produktionskapazitäten für Adipinsäure und Schliessung der Anlagen für Cyclohexanol und Cyclohexanon sowie Schwersoda: Die Adipinsäure-Produktion im Joint Venture mit Domo im französischen Chalampé bleibt unverändert und verfügt – im veränderten Marktumfeld – über ausreichende Kapazitäten zur Versorgung des Geschäfts in Europa. Cyclohexanol und Cyclohexanon sind Vorprodukte für Adipinsäure; die Soda-Anlage verwertet Nebenproduktströme aus der Adipinsäure-Produktion. Die Produktions­anlagen für Polyamid 6.6 in Ludwigshafen, die Adipinsäure als Vorprodukt benötigen, wird BASF weiter betreiben.
  • Schliessung der TDI-Anlage sowie der Anlagen für die Vorprodukte DNT und TDA: Die Nachfrage nach TDI entwickelt sich insbesondere in Europa, dem Nahen Osten und Afrika nur sehr schwach und deutlich unter den Erwartungen. Der TDI-Anlagenkomplex in Ludwigshafen war unterausgelastet und erfüllt die wirtschaftlichen Erwartungen in diesem Marktumfeld nicht. Durch die stark gestiegenen Energie- und Versorgungskosten hat sich die Situation weiter ungünstig entwickelt. Die europäischen BASF-Kunden werden auch zukünftig zuverlässig mit TDI beliefert – über das weltweite BASF-Produktionsnetzwerk mit Anlagen in Geismar/USA, Yeosu/Korea und Schanghai/China.

200 Mio Euro niedrigere Fixkosten jährlich

Insgesamt werden 10 Prozent des Wiederbeschaffungswerts der Anlagen am Standort Ludwigshafen von der Anpassung der Verbundstrukturen betroffen sein und voraussichtlich rund 700 Stellen in der Produktion. Brudermüller betont: «Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir für die meisten der in der Produktion betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in anderen Betrieben Beschäftigung anbieten können. Wir haben höchstes Interesse, ihre breite Erfahrung für das Unternehmen zu erhalten, ganz besonders angesichts offener Stellen und der steigenden Zahl von Pensionierungen.» Die Massnahmen werden schrittweise bis Ende 2026 umgesetzt. Dadurch erwartet BASF, die Fixkosten um über 200 Millionen Euro pro Jahr senken zu können.

Die strukturellen Veränderungen werden auch zu einer deutlichen Reduzierung des Strom- und Erdgasbedarfs am Standort Ludwigshafen führen. Dadurch werden die CO2-Emissionen in Ludwigshafen um rund 0,9 Millionen Tonnen pro Jahr sinken; dies entspricht einer Reduzierung der weltweiten CO2-Emissionen von BASF um rund 4 Prozent.

www.basf.com

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