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Präeklampsie früher und einfacher erkennen

Ein Team am CSEM entwickelt gemeinsam mit MOMM Diagnostics einen Einwegtest und ein digitales Auslesegerät für die Präeklampsie-Diagnose. Die Lösung für schnelle und zuverlässige Bluttests birgt ein immenses Potenzial mit erheblichen Vorteilen für den klinischen Bereich.
Die Schwangerschaft ist eine Zeit der Freude und des Glücks, aber sie kann wegen der Risiken für Mutter und Kind auch viel Stress und Ängste verursachen. (Bild: Envato)

MOMM Diagnostics hat eine innovative Point-of-Care-Lösung für die Präeklampsie-Diagnose entwickelt. Um den Einwegtest und das zugehörige digitale Auslesegerät auf den Markt zu bringen, arbeitet das Unternehmen mit dem CSEM zusammen. Der Schnelltest birgt ein immenses Potenzial mit erheblichen Vorteilen für den klinischen Bereich und wird voraussichtlich 2025 auf den Markt kommen.

Unter den verschiedenen Schwangerschafts­komplikationen ist eine der schwerwiegendsten und potenziell lebensbedrohlichen Erkrankungen die Präeklampsie, von der drei bis acht Prozent der Schwangeren betroffen sind. Sie ist gekennzeichnet durch hohen Blutdruck und den Übergang von Eiweiss in den Urin, was zu Nierenversagen, Leberversagen, Krampfanfällen, Schlaganfall und letztlich sogar zum Tod führen kann. Frauen mit einer familiären Prädisposition für Präeklampsie, Mehrlingsschwangerschaften, bereits bestehendem Bluthochdruck, Übergewicht oder Diabetes haben ein erhöhtes Risiko.

Die Bedeutung der Früherkennung

Die genaue Ursache der Präeklampsie ist noch nicht bekannt, aber es wird vermutet, dass sie auf eine Unterentwicklung der Plazenta zurückzuführen ist, die den sich entwickelnden Fötus mit lebenswichtigem Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Wenn die Plazenta nicht optimal funktioniert, kann dies zu einer eingeschränkten Blutversorgung führen, welche die Blutgefässe und Organe der Mutter schädigt.

Präeklampsie ist eine behandelbare Erkrankung und in den meisten Fällen erholen sich Mutter und Kind vollständig. Regelmässige Schwangerschaftsvorsorge und Früherkennung sind der Schlüssel, um die schweren Komplikationen einer Präeklampsie zu vermeiden. Traditionell wird Präeklampsie durch die Überwachung des Blutdrucks, Urin-Protein-Tests und Bluttests zur Untersuchung der Organfunktionen diagnostiziert. Diese Verfahren sind aber oft sehr zeitaufwändig, erfordern mehrere Arztbesuche und können deshalb bei werdenden Müttern Ängste auslösen. Ausserdem wird die invasive Art der Testverfahren manchmal als unangenehm empfunden, was den Stress zusätzlich fördert. Die Wartezeit auf die Testergebnisse kann emotional belastend sein, weil sie die Sorge und Angst erhöht. Die Möglichkeit von falsch-negativen oder verzögerten Befunden stellt sowohl für die Mutter als auch für das Baby ein Risiko dar. Falsch-positive Befunde hingegen können die Gesundheitskosten durch unnötige Massnahmen und möglicherweise Krankenhausaufenthalte erhöhen.

Hoffnung für Schwangere

MOMM Diagnostics ist auf die Entwicklung hochsensibler Diagnose-Schnelltests spezialisiert. Der erste in der Entwicklung befindliche Test ist ein neuartiger In-vitro-Diagnosetest zur Früherkennung von Präeklampsie, der in Zusammenarbeit mit Medizinern entwickelt wurde. Die multiplexe Point-of-Care-Testmethode ist schnell, genau und minimalinvasiv und kann die Krankheit in einem frühen Stadium erkennen. Also dann, wenn eine Behandlung am wirksamsten ist.

Christopher Wood und Mathias Wipf von MOMM Diagnostics zeigen Muster des Präeklampsie-Tests. (Bild: CSEM)

Ein Multiplex-Sensorgerät erkennt gleichzeitig zwei wichtige Biomarker, die mit dieser weit verbreiteten Krankheit in Verbindung gebracht werden. Die Lösung arbeitet mit enzymbasierten Lateral-Flow-Immunoassays (ELLFIA) und ionensensitiven Elektroden in einer Einweg-Testkartusche. Neben der Entwicklung des Einwegtests wurde auch ein spezielles digitales Auslesegerät entwickelt. Mathias Wipf, CEO und Mitbegründer des Empa-Spin-offs. «Der Test ist 50-mal empfindlicher als herkömmliche Schnelltests und weist die beiden Biomarker mithilfe von Antikörpern in winzigen Konzentrationen von mehreren Pikogramm pro Milliliter nach. Die Spezifität und Sensitivität der in unserem Test verwendeten Biomarker sind deutlich höher als die der derzeitigen klinischen Diagnose.»

Schnelltest für Diagnose in Arztpraxen

«Das System ähnelt einem Schwangerschaftstest, aber mit elektronischer Ergebnisauswertung», erklärt Wipf. «Dies ist ein weiterer Vorteil des neuen Tests: Der Papierstreifen kann mit einem kompakten Lesegerät ausgewertet werden, das auch eine quantitative Auswertung liefert.» Der Test kann im Rahmen der regelmässigen Besuche der Schwangeren bei ihren Gynäkologinnen und Gynäkologen direkt in der Praxis durchgeführt werden, der Versand von Blutproben an Speziallabors entfällt. Das spart wertvolle Zeit – Zeit, in der bereits mit der Behandlung begonnen werden kann.

«Die interdisziplinären Kompetenzen des CSEM waren ein entscheidender Faktor bei der Entwicklung innovativer Point-of-Care-Lösungen», erklärt Samantha Paoletti, Head of Research and Business Development, Life Science Technologies des CSEM. Das Institut und MOMM Diagnostics arbeiten darüber hinaus im Rahmen des europäischen Projekts «NewLife» zusammen, dessen Ziel die Entwicklung einer Reihe innovativer Technologien zur Überwachung der Gesundheit von Frauen und Babys während der Schwangerschaft und der frühen Kindheit ist.

www.csem.ch
www.mommdiagnostics.com

Über MOMM Diagnostics

MOMM entwickelt hochempfindliche Diagnose-Schnelltests. Die Technologie des in Basel ansässigen Unternehmens kombiniert die wirtschaftlichen Vorteile der Lateral Flow Immunoassays, die Empfindlichkeit der ELISA-Tests und eine einfache Auslesbarkeit wie bei Blutzuckermessgeräten – und öffnet damit die bisher Laboren vorbehaltenen Märkte für Praxis- und Selbsttests.

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